

Wie es ihm gefällt
Die Macher des 25hours Hotel waren Pioniere der Boutique-Designhotels und haben der deutschsprachigen Hotellerie mit augenzwinkernder Lockerheit frisches Leben eingehaucht. Statt an Renditeplänen orientieren sie sich bei der Entwicklung ihrer Hotels daran, was ihnen gefällt. Die Gestaltung vertrauen sie lokalen Kreativen an.
Interview: Florian Daniel Maass Bilder: 25hours hotel
Hotelier: Wie fühlt es sich an, Trendsetter zu sein?
Christoph Hoffmann: Es fühlt sich schon cool an. Es ist aber auch seltsam, weil ich intern eher in einer Mangelwelt lebe, mich damit beschäftige, was nicht funktioniert. Und Hotels so zu machen wie wir, nicht so ernst, aber gleichzeitig professionell sein zu wollen, ist natürlich ein Vabanque-Akt, das kann auch schiefgehen. Oder das hohe Mass an Improvisation bei der Planung: Ich brauche schon fast einen Therapeuten, so ein Reframing. Andererseits würde ich vielleicht nachlässiger, wenn ich zufrieden wäre.
Hotelier: Was war die Motivation, mit dem europäischen Marktführer AccorHotels einen Deal einzugehen und 30 Prozent der Anteile an die Hotelkette zu verkaufen?
Hoffmann: Ich dachte auch erst, das passt ja gar nicht, die mit ihrer standardisierten Markenwelt und wir Freigeister. Bis wir merkten, dass es eine perfekte Symbiose ist. Erstens sind die Jungs nett und cool. Zweitens entwickelt Accor gerade neue Ideen und ist sehr offen, lässt uns unsere Freiheiten. Drittens sind die vor allem so gross, dass sie für uns völlig ungefährlich sind. Mit Partnern, die uns auch von der Grösse her ähnlicher wären, müssten wir über den Töggelikasten in der Ecke diskutieren, weil die uns dann zeigen wollten, dass sie mehr Ahnung vom Hotelmachen haben. Bei Accor nicht.
Hotelier: Wie kamen Sie mit AccorHotels ins Geschäft?
Hoffmann: Voraus ging eine Standortbestimmung. Für mich waren die ersten Jahre ein Spiel. Inzwischen ist es nicht mehr nur Spass, sondern auch Verantwortung für ein grosses Unternehmen. Mir war klar, dass wir einen strategischen Partner brauchen, wenn wir weiter wachsen, gerade auch ausserhalb des deutschsprachigen Raums. Ich dachte eher an eine Luxusmarke als Partner. Aber dann kam Sébastien Bazin, der CEO von AccorHotels, auf uns zu und machte uns ein gutes Angebot.
Hotelier: Das Geld fliesst unter anderem in das neue Extra Hour Lab in Hamburg. Was passiert da?
Hoffmann: Es wird immer wichtiger, je mehr neue Hotels wir machen und je weiter die entfernt sind, die Geschichten gut zu erzählen, mit Tiefe, nicht aufgesetzt. Dafür ist unser Hotel-Lab da. Momentan sitzen dort vier Frauen, die Kenntnisse in Design, Produktdesign, Anthropologie und Journalismus mitbringen.
Hotelier: Welche Trends bestimmen derzeit die Hotellerie?
Hoffmann: Ich gehe davon aus, dass das Lokale noch stärker betont wird. Sich an anderen Orten wie zu Hause zu fühlen – was ja auch etwa Airbnb so erfolgreich macht. Ich denke, dass Hotels auch merken, dass sie Nachbarn von Menschen sind, die dort leben. Und ich meine damit nicht nur F&B. Warum soll sich denn jemand, der dort lebt, seine Wäsche abends nicht auch beim Concierge abholen? Dann sehe ich das Bedürfnis der Businessgäste, nicht nur Geschäfte zu machen, sondern auch etwas zu erleben. Und es gibt einen Trend zurück zur analogen Welt. Die Leute wollen sich wieder miteinander unterhalten. Auch Hotels sollen ein Marktplatz der Gefühle werden, ein Treffpunkt, um sich zu lieben, zu streiten, zu geniessen.
Hotelier: Wie ist das neue Hotel Zürich Langstrasse im Gegensatz zu Zürich West positioniert?
Hoffmann: 25hours Langstrasse ist ein Cultural Hub. An der Langstrasse sind wir mitten im spannenden Rotlichtviertel, an der Schnittstelle zum Geschäftsviertel. Der Designer ist mit Werner Aisslinger ausnahmsweise kein Local Player. Aber wir haben viele Zürcher Kreative eingebunden. Vor allem Esther Eppstein. Sie kuratiert unser Artists-in-Residence-Konzept. Es ist die romantische Vorstellung, Künstlern im Hotel eine Heimstätte mit Atelier zu bieten. So im Geiste der Zürcher «Kronenhalle» und der «Colombe d’Or» in St. Paul de Vence. Die Künstler lassen dafür ein Kunstwerk da. Zürich West ist unser einziges Designerhotel. Wir wollten es unbedingt mit Alfredo Häberli machen, den ich sehr schätze. Es war eine tolle Erfahrung, und wir sind sehr zufrieden. Wir haben inzwischen gemerkt, dass für uns Erlebniswelten, das Konzept und die Geschichte, ebenso wichtig sind und das Design tendenziell im Dialog damit entstehen soll. Daher arbeiten wir nun eher mit Designern zusammen, die mit uns Ideen-Pingpong spielen, als mit Autorendesignern.
Hotelier: Wie gehen Sie bei der Entwicklung Ihrer Hotels vor?
Hoffmann: Gerade waren wir in Paris unterwegs, da übernehmen wir ein «Mercure» und machen es nach und nach zu einem «25hours». Wir sind tagelang im zehnten Bezirk herumgelaufen, um den Gare du Nord, die Rue Faubourg St. Denis. Es wurde klar, dass wir die ethnische Vielfalt der Gegend erzählen wollen und vom Ankommen und Abreisen am Gare du Nord. Wir haben einen senegalesischen Concept-Store entdeckt, mit dessen Inhaber wir arbeiten wollen. Wir nehmen uns Zeit bei der Entwicklung, gucken dabei nicht auf eine Zielgruppe, sondern machen das Hotel für uns, so wie wir uns da wohlfühlen würden. Wie schon beim ersten gemeinsamen «25hours» in Frankfurt, wo jedes Zimmer von einem anderen Kreativen gestaltet wurde. Wir lernen seither, diesen Ansatz zu professionalisieren, ohne dass das Kreative und das Besondere dabei verlorengehen.
Christoph Hoffmann: Es fühlt sich schon cool an. Es ist aber auch seltsam, weil ich intern eher in einer Mangelwelt lebe, mich damit beschäftige, was nicht funktioniert. Und Hotels so zu machen wie wir, nicht so ernst, aber gleichzeitig professionell sein zu wollen, ist natürlich ein Vabanque-Akt, das kann auch schiefgehen. Oder das hohe Mass an Improvisation bei der Planung: Ich brauche schon fast einen Therapeuten, so ein Reframing. Andererseits würde ich vielleicht nachlässiger, wenn ich zufrieden wäre.
Hotelier: Was war die Motivation, mit dem europäischen Marktführer AccorHotels einen Deal einzugehen und 30 Prozent der Anteile an die Hotelkette zu verkaufen?
Hoffmann: Ich dachte auch erst, das passt ja gar nicht, die mit ihrer standardisierten Markenwelt und wir Freigeister. Bis wir merkten, dass es eine perfekte Symbiose ist. Erstens sind die Jungs nett und cool. Zweitens entwickelt Accor gerade neue Ideen und ist sehr offen, lässt uns unsere Freiheiten. Drittens sind die vor allem so gross, dass sie für uns völlig ungefährlich sind. Mit Partnern, die uns auch von der Grösse her ähnlicher wären, müssten wir über den Töggelikasten in der Ecke diskutieren, weil die uns dann zeigen wollten, dass sie mehr Ahnung vom Hotelmachen haben. Bei Accor nicht.
Hotelier: Wie kamen Sie mit AccorHotels ins Geschäft?
Hoffmann: Voraus ging eine Standortbestimmung. Für mich waren die ersten Jahre ein Spiel. Inzwischen ist es nicht mehr nur Spass, sondern auch Verantwortung für ein grosses Unternehmen. Mir war klar, dass wir einen strategischen Partner brauchen, wenn wir weiter wachsen, gerade auch ausserhalb des deutschsprachigen Raums. Ich dachte eher an eine Luxusmarke als Partner. Aber dann kam Sébastien Bazin, der CEO von AccorHotels, auf uns zu und machte uns ein gutes Angebot.
Hotelier: Das Geld fliesst unter anderem in das neue Extra Hour Lab in Hamburg. Was passiert da?
Hoffmann: Es wird immer wichtiger, je mehr neue Hotels wir machen und je weiter die entfernt sind, die Geschichten gut zu erzählen, mit Tiefe, nicht aufgesetzt. Dafür ist unser Hotel-Lab da. Momentan sitzen dort vier Frauen, die Kenntnisse in Design, Produktdesign, Anthropologie und Journalismus mitbringen.
Hotelier: Welche Trends bestimmen derzeit die Hotellerie?
Hoffmann: Ich gehe davon aus, dass das Lokale noch stärker betont wird. Sich an anderen Orten wie zu Hause zu fühlen – was ja auch etwa Airbnb so erfolgreich macht. Ich denke, dass Hotels auch merken, dass sie Nachbarn von Menschen sind, die dort leben. Und ich meine damit nicht nur F&B. Warum soll sich denn jemand, der dort lebt, seine Wäsche abends nicht auch beim Concierge abholen? Dann sehe ich das Bedürfnis der Businessgäste, nicht nur Geschäfte zu machen, sondern auch etwas zu erleben. Und es gibt einen Trend zurück zur analogen Welt. Die Leute wollen sich wieder miteinander unterhalten. Auch Hotels sollen ein Marktplatz der Gefühle werden, ein Treffpunkt, um sich zu lieben, zu streiten, zu geniessen.
Hotelier: Wie ist das neue Hotel Zürich Langstrasse im Gegensatz zu Zürich West positioniert?
Hoffmann: 25hours Langstrasse ist ein Cultural Hub. An der Langstrasse sind wir mitten im spannenden Rotlichtviertel, an der Schnittstelle zum Geschäftsviertel. Der Designer ist mit Werner Aisslinger ausnahmsweise kein Local Player. Aber wir haben viele Zürcher Kreative eingebunden. Vor allem Esther Eppstein. Sie kuratiert unser Artists-in-Residence-Konzept. Es ist die romantische Vorstellung, Künstlern im Hotel eine Heimstätte mit Atelier zu bieten. So im Geiste der Zürcher «Kronenhalle» und der «Colombe d’Or» in St. Paul de Vence. Die Künstler lassen dafür ein Kunstwerk da. Zürich West ist unser einziges Designerhotel. Wir wollten es unbedingt mit Alfredo Häberli machen, den ich sehr schätze. Es war eine tolle Erfahrung, und wir sind sehr zufrieden. Wir haben inzwischen gemerkt, dass für uns Erlebniswelten, das Konzept und die Geschichte, ebenso wichtig sind und das Design tendenziell im Dialog damit entstehen soll. Daher arbeiten wir nun eher mit Designern zusammen, die mit uns Ideen-Pingpong spielen, als mit Autorendesignern.
Hotelier: Wie gehen Sie bei der Entwicklung Ihrer Hotels vor?
Hoffmann: Gerade waren wir in Paris unterwegs, da übernehmen wir ein «Mercure» und machen es nach und nach zu einem «25hours». Wir sind tagelang im zehnten Bezirk herumgelaufen, um den Gare du Nord, die Rue Faubourg St. Denis. Es wurde klar, dass wir die ethnische Vielfalt der Gegend erzählen wollen und vom Ankommen und Abreisen am Gare du Nord. Wir haben einen senegalesischen Concept-Store entdeckt, mit dessen Inhaber wir arbeiten wollen. Wir nehmen uns Zeit bei der Entwicklung, gucken dabei nicht auf eine Zielgruppe, sondern machen das Hotel für uns, so wie wir uns da wohlfühlen würden. Wie schon beim ersten gemeinsamen «25hours» in Frankfurt, wo jedes Zimmer von einem anderen Kreativen gestaltet wurde. Wir lernen seither, diesen Ansatz zu professionalisieren, ohne dass das Kreative und das Besondere dabei verlorengehen.
Zu 25hours
Das erste 25hours Hotel eröffnete der Hamburger Hotelier Kai Hollmann 2003. Ab dem zweiten Hotel 2005 in Frankfurt stiegen Christoph Hoffmann, Hotelberater Stephan Gerhard und Immobilienentwickler Ardi Goldman ein. Der Kettenhotellerie hat 25hours das Motto «Kennst du eins, kennst du keins» entgegengesetzt. Gäste werden geduzt, statt gesichtsloser Einheitsausstattung gibt es Vintage-Gemütlichkeit, statt Frühstücksraum mediterrane Szenegastronomie. 25hours ist auch wirtschaftlich erfolgreich mit 8 Prozent Umlaufrendite und durchschnittlichen Belegungen von über 80 Prozent. In den aktuell neun Hotels mit 1180 Zimmern arbeiten 570 Mitarbeitende. Nach München und Düsseldorf folgen internationale Ziele.